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Die Idee kam von Pater Theiler. Statt eines durch viele Vorgaben stark eingeschränkten Gottesdienstes in der Kirche besser einen Automobil-Gottesdienst unter freiem Himmel abhalten. Pfarrer Bernd Grosser sah das auch so. Die höchste Hürde, die Genehmigung durch das Landratsamt, konnte mit vereinten Anstrengungen auch genommen werden, die Feuerwehr fand sich bereit, die Einweisung der Autos und andere technische Hilfe zu übernehmen, das Zeltlagerteam unter Führung von Markus Appel kümmerte sich um den Aufbau von Zelten. Nach vielen Wochen mit Videogottesdiensten wurde endlich wieder zusammen gefeiert, ökumenisch und im Auto.

Die ersten Autos standen schon seit dem Vorabend auf dem großen Parkplatz. Bis zum Beginn des Gottesdienstes hatte Erster Kommandant David Pfeufer von der Eberner Feuerwehr 57 ankommende Fahrzeuge gezählt. Hinzu kamen noch Zaungäste am Rande des Geländes, die wenigen Stühle waren alle besetzt.

Als Willkommensgruß läuteten die Glocken beider Kirchen unisono und ausdauernd. „Glocken sind nicht evangelisch oder katholisch. Sie sind hörbares Zeichen, dass wir als Christen zusammenstehen und zusammengehören“, sagte Pfarrer Grosser in seiner Begrüßung. Musikalisch hieß eine Abordnung des Posaunenchors Ebern die Gläubigen willkommen, die Band „Unterwegs“ begleitete die Lieder, die gemeinsam gesungen wurden – etwas gedämpft durch Autoscheiben und Masken, aber weithin vernehmbar. Noch viel weiter schallten aber die 57 Hupen in den Autos, wenn sie alle gemeinsam betätigt wurden, zum Beispiel beim tagesaktuellen Hupgruß an alle Mütter.

Die Veranstaltung war als Helfer-Dank-Gottesdienst konzipiert und stand unter dem Motto „Alles zu seiner Zeit“.  Zentrale Themen waren die Wertschätzung der Rettungsdienste und aller besonders Belasteten in der Corona-Krise, denen Dank ausgesprochen und Gottes Segen vermittelt werden sollte. Man wollte auch Zeichen ökumenischen Verbunden-Seins durch die Übergabe der Osterkerzen, des Nagelkreuzes von Coventry und des Scherbenkreuzes zeigen.

In den Mittelpunkt der Predigt setzte Pfarrer Bernd Grosser die Jesusgeschichte um Maria und Marta. Als Jesus mit seinen Jüngern zu Besuch kommt, nimmt Marta, die „Herrin“ und „Managerin“ die Besucher gastlich auf und kümmert sich um Speis und Trank, während Maria eher „chillt und abhängt“, Jesus bewundert und ihm zuhört. Marta beklagt sich bei Jesus über das untätige Schwesterlein, erhofft, dass sie als die „Systemrelevante“ nun Dank und Anerkennung erhält. Jesus denkt und handelt aber nicht in einfachen Kategorien wie Schwarz und Weiß, er differenziert, sieht Zwischentöne. Marta kümmert sich vorbildlich, sie arbeitet und plagt sich, verliert aber das Wesentliche aus den Augen. Manchmal muss man auch eine Wahl treffen, sich dafür entscheiden, still zu sitzen und zuzuhören, etwas für sich selbst zu tun, einen Moment innezuhalten.

Diese Aussage der Jesusgeschichte lässt sich in vielerlei Hinsicht auf die gegenwärtige Situation übertragen, auf Menschen, die durch Kurzarbeit unter psychischer Belastung stehen, auf die Oma, die sich schon lange nach ihren Enkeln sehnt, auf den alten Mann im Altenheim, der keinen Besuch mehr erhält und auf viele Menschen mehr.

Hatte das Wetter anfangs noch freundlich ausgesehen, wurde es während der Predigt nötig, die Regenschirme auszupacken oder das Schiebedach des Autos zu schließen, die Feuerwehr baute unter Mitarbeit des Bürgermeisters Hennemann schnell noch ein Schutzzelt für den Posaunenchor auf. Trotzdem setzt Pater Theiler auch in den künftigen Wochen auf Open-Air-Veranstaltungen in Unterpreppach. Der katholische Pfingstgottesdienst wird auf dem Eberner Friedhof stattfinden. Dort können viele Menschen im gehörigen Abstand stehen, und die Lautsprecheranlage ist kräftig genug, dass jeder Anwesende das gesprochene Wort verstehen kann

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