Unterpreppach – Bei einem gemeinsamen Gottesdienst in der St. Bartholomäus und St.
Wendelin Kirche in Unterpreppach feierte die Pfarreiengemeinschaft „Gemeinsam
Unterwegs“ den Auftakt des Jahres 2017. So betont Pater Rudolf Theiler, der den Gottesdienst
zusammen mit Pater Richard Pfletschinger gestaltete, dass die Neujahrsmesse bewusst für alle
drei Pfarreien zusammen abgehalten wird, um die Gemeinschaft näher zusammenzuführen.
Jede Pfarrei trug etwas zur Neujahrsmesse bei. Für die musikalische Umrahmung des
Gottesdienstes sorgte Ebern mit Wolfgang Schneider an der Orgel sowie Paul Marks mit
seiner Trompete. Aus Jesserndorf hielt Heinz Fausten eine Ansprache, die Impulse über die
Pfarreiengemeinschaft enthielt und Unterpreppach trug schließlich mit dem Sektempfang
nach der Messe dazu bei. Auch wenn die Kirche nicht bis auf den letzten Platz gefüllt war,
sind doch viele gekommen, um den Segen für das kommende Jahr zu erbitten.
Die Gläubigen besuchten die Messe, um das, was sie 2017 tun wollen, unter Gottes Segen zu
stellen. So sprach Pater Rudolf Theiler Gottes Segen für ein glückliches und im Nachhinein
hoffentlich auch geglücktes Jahr 2017 aus. Die Besucher der Messe sollen sich für das neue
Jahr und das, was es mit sich bringt, öffnen.
In seiner Predigt setzte Pater Rudolf Theiler klare Signale für das kommende Jahr und richtete
einen Appell an die Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft. Zu seinem Anliegen führte er mit
dem Vergleich zweier Weihnachtspyramiden, wie sie diese Tage wohl in vielen Haushalten als
Weihnachtsdekoration aufgestellt sind und durch Kerzen in Bewegung gesetzt werden, hin.
„Als ich meine Predigt vorbereitet habe, bin ich mit der Geschwindigkeit solcher Pyramiden
nicht ganz klar gekommen. Die eine dreht sich ganz schnell und strahlt Hektik aus, während
sich die andere ganz langsam bewegt und Ruhe vermittelt“, erklärt Pater Rudolf Theiler. In
der ersten Pyramide spiegelt sich für den Pfarrer das Tempo der Realität und ständiger
Zeitdruck wieder. In der anderen sieht er Gelassenheit, Geduld und Entschleunigung.
Bei der ersten, schnellen Weihnachtspyramide rennen die Hirten so flott, dass sie den
Verkündigungsengel gar nicht wahrnehmen können, dass sie das Kind in der Krippe gar nicht
gescheit betrachten können und die Könige rasen so schnell am Stall vorbei, dass sie ihre
Geschenke gar nicht überreichen können. In der zweiten, langsameren Pyramide spiegelt sich
jedoch genau das Gegenteil. Die Hirten können die Botschaft des Engels hören sie können das
Kind in der Krippe genau sehen und die Könige können bedächtig handeln und die Geschenke
übergeben. „Ich möchte mich im neuen Jahr an der zweiten Pyramide orientieren. Ich will
langsam hören beziehungsweise zuhören, ich will langsam hinsehen und langsam handeln“,
so Eberns Stadtpfarrer.
Er appellierte auch an die Gemeinde, sich an diesen drei Prinzipien zu orientieren. Man solle
sich Zeit lassen und nicht vorschnell urteilen. Wenn man über andere redet, auch über Pfarrer,
solle man doch zunächst einmal langsam machen, nachdenken und versuchen zu verstehen
und erst dann reden. „Langsam hören, hinsehen und handeln, das wäre doch vielleicht etwas
für das neue Jahr“, beendet Pfarrer Rudolf Theiler seine Predigt.
Bei den Fürbitten beteten die Gläubigen für ein Jahr mit mehr Frieden und weniger
Konflikten, dass die Kriegsparteien sich annähern und langsam aufeinander zugehen. Im
Hinblick auf das kommende Jahr wurde auch dafür gebetet, dass die politische Entwicklung
sich im Sinne der Menschenwürde vollzieht.
Nachdem die Gläubigen den Neujahrssegen empfangen hatten, hielt Heinz Fausten zum
Abschluss des Gottesdienstes eine Ansprache, in der er auf die Entwicklung der katholischen
Kirche und insbesondere auf die Entwicklung in der Pfarreiengemeinschaft eingeht. Wo
früher die Messfeiern noch sehr gut besucht waren und man gar stehen musste, da kein
Sitzplatz mehr frei war, so sehe das heute leider anders aus. Voll sei die Kirche eigentlich nur
am Martinstag, in der Kindermette oder bei Hochzeiten und manchen Beerdigungen. In den
„normalen“ Gottesdiensten lichten sich jedoch bedauerlicherweise die Reihen. Grund dafür
sei zum einen, dass Gottesdienste auch häufig über Radio oder Fernsehen übertragen werden
oder viele Leute, die gerne in die Kirche gehen würden, von der Schichtarbeit abgehalten
werden. Doch es gibt auch diejenigen, die nicht zur Kirche fahren wollen, wenn diese einmal
nicht im eigenen Ort stattfindet, was Heinz Fausten nicht verstehen kann. Zum Einkaufen
fahre man ja schließlich auch. Und dann gebe es vor allem in der jungen Generation
diejenigen, die schlichtweg keine Lust hätten, Sonntagfrüh zur Kirche zu gehen. Wie Fausten
meint, ist das alles eine Sache der Erziehung. Er erinnerte sich selbst zurück, an seine Zeit als
Ministrant, wo man, gerade in der Weihnachtszeit mehrere Tage hintereinander zur Messe
ging oder gar morgens um 5 Uhr aufstehen musste, um bei der Rorate-Messe zu ministrieren.
Für ihn war das damals eine Selbstverständlichkeit. Zu dieser Zeit waren die Messen noch
sehr gut besucht.
Fausten erinnerte die Besucher der Neujahrsmesse auch daran, dass es an Pfarrern mangelt,
sodass oft ein Pfarrer für mehrere Pfarreien zuständig ist, wie es auch hier der Fall ist. Doch
anstatt von Verständnis für die Situation müsse man sich dann noch beschimpfen lassen, wenn
einmal etwas nicht so gut passt oder ausfallen muss. Fausten appelliert für Verständnis, auch
einmal zur Messe zu fahren, wenn sie gerade einmal nicht im eigenen Ort stattfindet.
Außerdem müssten die Gläubigen in der Gemeinde jetzt selbst tätig werden und mitgestalten.
So beispielsweise bei Wortgottesfeiern. Die Leute müssten sich langsam bewusst werden, was
sie wollen: Eine leere Kirche im Dorf oder einen Ort an dem man sich trifft, wo die Gemeinde
eine Gemeinschaft ist. Wenn man nicht selbst Hand anlegt und mit dazu beiträgt, würde es
kein anderer tun.
Im Anschluss an den Gottesdienst erwartete die Besucher vor der Kirche ein Sektempfang,
um auf das neue Jahr anzustoßen. Wer bei den eisigen Temperaturen jedoch lieber etwas
Warmes trinken wollte, konnte auch mit einem Glühwein anstoßen und ins Gespräch
kommen.
Von Janina Reuter