Logo PG Ebern

In den Jahren 1735 und 1736 hat Georg Friedrich Händel sechs Konzerte für Orgel und Orchester geschrieben, die als Zwischenstücke für große Oratorienaufführungen konzipiert waren, damals eine im wahrsten Sinne des Wortes unerhörte Kombination. Die vier Streichersolisten des Abends, Felix Eichler, Violine, Gerda von Wechmar, Violine, Beatrix Seidlitz, Violine und Viola, und Ulrike Gossel, Cello, allesamt studierte Berufsmusiker, hatten sich auf der Empore der Kirche gruppiert. Zusammen mit Kirchenmusiker Wolfgang Schneider an der Orgel ließen sie das zweite von Händels Konzerten erklingen, ein fulminanter Auftakt für den Musikabend zum Ende der Weihnachtszeit in der Eberner Laurentiuskirche. Ein klanggewaltiger Leckerbissen, der das Kirchenschiff ausfüllte und seine hervorragende Akustik einmal mehr eindrücklich unter Beweis stellte.

Mehr als 50 Jahre früher war in England Henry Purcell am englischen Königshof als Organist und Komponist tätig, zu seiner Zeit wohl genauso berühmt wie Händel. Von ihm erklangen zwei höfische Tänze, eine getragen schreitende Pavane und eine eher tänzelnde Chaconne für drei Violinen und Cello.

Waren die ersten beiden Stücke eher weltlichen Charakters, vollzog sich mit dem ersten Auftritt des Laurentiuschores der Übergang zu einer weihnachtlich-kirchlichen Thematik. Das neue Testament spricht in Johannes 1 davon, dass das Wort Fleisch geworden ist, dass Gott sich durch die Geburt Jesu Christi auf den Menschen hinbewegt hat. Diese Textstelle hat den damaligen Kurfürstlich Sächsischen Konzertmeister Constantin Christian Dedekind zu einem geistlichen Lied inspiriert, mit dem der Chor stimmsicher seinen Part des Abends eröffnete.

Normalerweise ist sie hinter dem Altar verborgen, gelegentlich wird sie hervorgeholt, um Chorgesang zu begleiten oder solistisch zu brillieren: die kleine Truhenorgel der Kirche. Michael Wicklein, manchen vielleicht noch von den Weihnachtskonzerten des FRG bekannt, wusste mit den kleinen, empfindlichen Tasten des Instrumentes trefflich umzugehen, sowohl als Begleiter des Chores als auch in der Solopartie von Valentin Rathgebers „Verbum caro factum est“ – was auf Deutsch übrigens heißt: „Und das Wort ist Fleisch geworden“.

Das nächste Lied führte zurück in die Zeit des Frühbarocks. Johann Hermann Schein vertonte 1618 Martin Luthers Tauflied „Christ unser Herr zum Jordan kam“. Passend dazu hatte man vor dem Altar der Kirche auch die Taufe Christi durch Johannes den Täufer als Figurenschmuck aufgebaut.

Zwischen den einzelnen Darbietungen sprach Pater Theiler immer wieder kurze Texte zum Thema Taufe und zum neuen Jahr. Niemand wisse, was 2019 an Freude, Sturm und Wolken bereit halte, aber jeder könne sicher sein, dass hinter allem, was komme, Gotte stehe und immerwährender Begleiter sei.

Unvergleichlich schön Johann Pachelbels Canon und Gigue für drei Violinen und Basso continuo, zeitgenössisches Liedgut John Rutters „Nativity Carol“, der Christi Geburt besingt,

beeindruckend Kyrie und Gloria aus Fernand de La Tombelles Weihnachtsmesse – das Programm umspannte vier Jahrhunderte und drei Länder.

Mit einem lauten „Gloria in excelsis deo“ feuerte Wolfgang Schneider vor dem letzten Stück des Abends die Mitwirkenden an, zur höheren Ehre Gottes nochmals vollen Einsatz zu geben. Als würdiger Abschluss erklang in feierlichem Glanz „Alma Dei Creatoris“, Mozarts musikalische Marienverehrung aus dem Jahre 1777.

Einziger Wermutstropfen – das Konzert hätte mehr als die etwa 100 Zuhörer verdient.

­